Grundlegende Prinzipien der Logotherapie

Die Logotherapie geht davon aus, der Mensch strebe nach Sinn. Ein Kernkonzept der Logotherapie ist folglich die Selbsttranszendenz, also die Fokussierung auf etwas Drittes, das außerhalb des Selbst liegt. Eine Situation fordert eine Person dazu auf, in ihr einen Sinn zu entdecken und sich entsprechend danach zu verhalten. Die zu bewältigende Aufgabe oder der zu erfüllende Sinn kann beispielsweise die Liebe zu einem Mitmenschen, eine Hilfeleistung für einen Angehörigen, aber auch die gewissenhafte Erledigung von Arbeitsaufgaben sein.

Wichtig ist der Logotherapie, dem Menschen diesen Aufforderungscharakter von Situationen bewusst zu machen und ihn gleichzeitig dafür zu sensibilisieren, dass der Sinn nie gegeben wird, sondern aktiv gesucht und entdeckt werden muss. Folgendes Zitat von Frankl (1982 bzw. im Engl. 2006, S. 109) verdeutlicht dies sehr anschaulich: „Das Leben selbst ist es, das dem Menschen Fragen stellt. Er hat nicht zu fragen, er ist vielmehr der vom Leben her Befragte, der dem Leben zu antworten – das Leben zu verantworten hat.“ Gleichzeitig ist die Person frei, sich für oder gegen die Erfüllung einer Sinnforderung zu entscheiden, was die Bedeutung der Verantwortlichkeit des Menschen für sein eigenes Leben, langfristig aber auch für die Gesellschaft als Ganzes, herausstreicht. Damit ist auch klar, dass die Logotherapie nicht dafür plädiert, man könne sich in einer Situation wie beispielsweise bei Arbeitslosigkeit einfach zurücklehnen und auf den Sinn warten. Ganz im Gegenteil appelliert der Ansatz an die Verantwortung der Person, aktiv das Beste aus der Situation zu machen und in ihr einen Sinn zu finden. 

 

 

 

Weiterführende Literatur

Frankl, V. E. (1982). Ärztliche Seelsorge: Grundlagen der Logotherapie und Existenzanalyse ; zehn Thesen über die Person. Wien, Frankfurt a.M.: Deuticke.

Frankl, V. E. (2006). Man’s search for meaning (First published in German in 1946 under the title „Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“.). Boston: Beacon Press.

Längle, A., & Holzhey-Kunz, A. (2008). Existenzanalyse und Daseinsanalyse. Wien: Facultas.

Riemeyer, J. (2007). Die Logotherapie Viktor Frankls und ihre Weiterentwicklungen: eine Einführung in die sinnorientierte Psychotherapie. Bern: Huber.

 

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